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BDÜ Hessen: Jahresrückblick 2020 und Vorschau auf 2021

Ein schwieriges und spannendes Corona-Krisenjahr geht zu Ende


Für den BDÜ Hessen begann das Corona-Jahr nach einem gut besuchten Neujahrsempfang im Januar damit, dass wir die Jahresmitgliederversammlung vom März auf Ende August verschieben mussten: zu Anfang der Krise war außer dem neudeutschen Wort „Lockdown“ noch nichts klar und alles ständig im Fluss. Danke an dieser Stelle an den Vorstand und die Geschäftsstelle für die Umorganisation. Insbesondere möchten wir unserer 2. Vorsitzenden Helga Schüll-Gasteyer für das Abklopfen der rechtlichen Erfordernisse danken, weil sich der Vorstand natürlich direkt Gedanken um eine Online- oder zumindest „hybride“ Veranstaltung gemacht hat. Obwohl das Gesetz vom 27. März 2020 zur Bekämpfung der Auswirkungen der COVID-19-Pandemie gewisse Erleichterungen für Vereine mitbrachte, haben wir uns wegen Schwierigkeiten bei der technischen Umsetzung und hoher Kosten und insbesondere wegen des Risikos einer möglichen Anfechtbarkeit von Wahlen und Beschlüssen für die Verschiebung der Präsenzveranstaltung entschieden. Im August haben wir dann von der JMV aufgetragen bekommen, neu zu prüfen, wie wir mehr Mitglieder in die Entscheidungsfindung einbeziehen können, sei es per Briefwahl oder auf elektronischen Wegen.

Corona-Krise treibt Veränderungen an

Unser Vorstandsmitglied für Öffentlichkeitsarbeit, Christopher Köbel, hat seit Beginn der Pandemie die häppchenweise ausgegebenen und sich immer wieder verändernden Informationen von Bundes- und Landesministerien zu den Unterstützungsmöglichkeiten für Unternehmen gesichtet und diese zusätzlich zu deutschlandweit gültigen Informationen auf www.bdue.de/corona auf he.bdue.de/corona-in-hessen zusammengetragen:

Erfreulich war dabei die gute Zusammenarbeit über Mitgliedsverbandsgrenzen und sogar Verbandsgrenzen hinweg – der BDÜ hat sich im Schulterschluss mit weiteren KMU- und Selbstständigen-Verbänden für eine Unterstützung unserer Berufsgruppen stark gemacht, die den Namen auch verdient. Ganz und gar unerfreulich war hingegen das Agieren insbesondere von Peter Altmeier (CDU) und Olaf Scholz (SPD), die im Wochentakt vollmundig wirkungsvolle Hilfen versprachen und dabei vollkommen – und wie man in einigen Interviews hörte, absichtlich – an den Bedürfnissen der Soloselbständigen vorbei agierten, um diese auf Hartz IV zu verweisen. Diejenigen, die es sich leisten konnten, brauchten stattdessen Altersrücklagen und Notgroschen auf. Mit der „Neustarthilfe“ ist nun für Dezember 2020 bis Juni 2021 erstmals in der Krise ein Hilfspaket aufgelegt worden, das von den 82 % unserer Mitglieder, die freiberuflich arbeiten, halbwegs sinnvoll beantragt werden kann, auch wenn die ausgezahlte Summe nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist.

Insbesondere einige unserer älteren Mitglieder gingen 2020 etwas früher als gedacht in Rente oder gaben ihr Geschäft – und die Mitgliedschaft – auf. Einige, für die es in der Krise „eng“ wurde, wandten sich an den Vorstand und vereinbarten eine Stundung oder Absenkung der Mitgliedsbeiträge oder eine ruhende Mitgliedschaft, diese Anträge hat der Vorstand in diesem Jahr sehr wohlwollend geprüft.

Bei allen Erschwernissen sagt man jedoch, dass Krisen immer auch Chancen sind. Wir haben die Vorstandssitzungen auf Videokonferenzen umgestellt: Statt alle 6 Wochen für einen ganzen Tag in Frankfurt oder Wiesbaden zu sein, haben wir uns seit März alle 1-3 Wochen für je 3-4 Stunden gesprochen, was meist sehr gut klappt und dem Verband selbst nach Abzug der Videokonferenz-Miete eine Reisekostenersparnis bringt.

Neue Perspektiven für die Weiterbildung

Das Referat Weiterbildung musste nach einem Präsenzseminar im Februar zum Thema „Dolmetschen im Gesundheits- und Gemeinwesen“ ab März alle geplanten Präsenzseminare streichen, zwei Seminare konnten aber mit einigem Zusatzaufwand als Online-Seminar gebucht und durchgeführt werden: „Familienrecht Italienisch-Deutsch“ mit Angelika Rösch und „Website-Optimierung für Suchmaschinen“ mit Maren Paetzold. Beide Seminare war letztendlich so erfolgreich, dass es jeweils eine Fortsetzung bzw. eine Wiederholung gab. Und auch hier lag in der Krise eine Chance: ein Seminar wurde über die Plattform BigBlueButton abgehalten, die nun in der engeren Wahl steht, weiterhin für die Seminare und auch die Vorstandsarbeit genutzt zu werden. Die Planungen für 2021 sind dagegen vor dem Hintergrund der unklaren Situation noch verhalten. Insgesamt hatten wir in der Weiterbildung den Eindruck, mit unserem neuen Angebot der Online-Seminare eine größere Reichweite und auch andere Teilnehmer als zu unseren Präsenzseminaren zu erreichen. In Zukunft wird es aber sicherlich mehr solche Weiterbildungsangebote „von Zuhause aus“ geben.

Mentoring läuft unbeeindruckt weiter

Trotz der allseits schwierigen Situation blicken wir auch auf ein erfolgreiches Jahr in Sachen Mentoring zurück. Insgesamt konnten wir 7 Mentoring-Paare bilden und so 7 Neumitgliedern beim Einstieg in ihre Tätigkeit als freiberufliche Übersetzer*innen und Dolmetscher*innen unterstützen. Das Jahrestreffen fand Ende Juni als Online-Termin statt und führte aufgrund starken Interesses der Gruppe zu einem weiteren Brainstorming-Termin zum Thema Akquise im September. Auch hier hatten wir den Eindruck, dass die Online-Treffen zu verstärkter Beteiligung führte, weil die z.T. weiteren Anreisen wegfallen. Insgesamt war die Gruppe in diesem Jahr trotz oder vielleicht gerade wegen der widrigen Umstände deutlich aktiver als im letzten Jahr.

Justizdolmetschen mit gemischten Gefühlen

Als Erfolg verbuchen wir auch die von unseren Referenten für Justizdolmetschen, Louis Baracat und Tilman Kootz, initiierte Einführung von Personenführungsanlagen (PFA) beim Land-, Amts- und Oberlandesgericht Frankfurt, um Gerichtsdolmetschern ihre Arbeit mit sicherem Abstand zu ermöglichen. Diese Praxis zieht nun weitere Kreise und sorgt obendrein dafür, dass sich die Prozessbeteiligten besser hören und verstehen können.

Mit gemischten Gefühlen sehen wir in der BDÜ-Familie jedoch auf die zwei wichtigen Gesetzesvorhaben im Justizbereich zurück, welche die Bundesregierung nach längerem Verschleppen plötzlich im Eiltempo durchpeitschte, wodurch wenig Zeit für eine Einflussnahme blieb: Während das Gerichtsdolmetschergesetz (GDolmG; siehe das BDÜ Positionspapier) wegen der Angleichung der Beeidigungsvoraussetzungen in weiten Teilen als positiv gewertet wurde, war das Kostenrechtsänderungsgesetz (KostRÄG 2021) mit der JVEG-Novellierung eine herbe Enttäuschung (der BDÜ berichtete) und dürfte dafür sorgen, dass hochqualifizierte Dolmetscher/-innen und Übersetzer/-innen sich bevorzugt Unternehmenskunden statt der Justiz zuwenden.

Ausblick auf 2021

Wir bauen alle darauf, dass sich die in die angekündigten Impfstoffe gelegten Hoffnungen erfüllen und sich die Zeit der breitflächigen Lockdowns dem Ende zuneigt. Klar ist jedoch, dass auch dies nicht von heute auf morgen geschehen wird, sondern dass uns Corona noch mindestens durch das erste Halbjahr 2021 begleiten wird. Dennoch planen wir die Jahresmitgliederversammlung im März 2021 wieder als Präsenzveranstaltung. Und natürlich hoffen wir auf die Möglichkeit, mit einem Sommerfest auch die Rückkehr zu einem Stück Normalität feiern zu können. Wir werden unsere Arbeit als Übersetzer/-innen und Dolmetscher/-innen neu auf die Beine stellen und uns dabei mit maschineller Übersetzung und dem Problem der Laiendolmetschpools weiter auseinandersetzen. Wir werden bei der Bundestagswahl 2021 sicherlich nicht vergessen, wer in der Krise ein offenes Ohr, Verständnis für unsere Situation und sinnvolle Hilfskonzepte hatte und wer gezielt an uns vorbei „geholfen“ hat. In der Weiterbildung wollen wir in Zukunft mehr „Online“ anbieten. Im Justizbereich werden wir die gute Zusammenarbeit vor allem mit den Frankfurter Gerichten und mit dem Staatlichen Prüfungsamt in Darmstadt weiterführen und ausbauen. Und nicht zuletzt wollen wir, nun, da mit dem Okay der Finanzverwaltung eine wichtige Hürde gefallen ist, nach 2 Jahren Diskutieren, Planen und Abwarten endlich die neuen Regionalgruppenwebsites an den Start bringen.

Es gibt viel zu tun. Packen wir es an! Helfende Hände und Hirne immer willkommen!

Für den Vorstand
Christopher Köbel
(koebel(at)bdue.de)


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