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Die BDÜ Fotoausstellung: „Dolmetscher und Übersetzer beim Nürnberger Prozess 1945/46“

Der Bundesverband der Dolmetscher und Übersetzer (BDÜ) zeigt im Mai und Juni 2017 die 40-teilige Fotoausstellung „Dolmetscher und Übersetzer beim Nürnberger Prozess“ im Landgericht Frankfurt.

Die Bilder des amerikanischen Armeefotografen Ray D'Addario dokumentieren eindrücklich die Atmosphäre im Nürnberger Prozess und zeigen die wichtige Arbeit der Dolmetscher und Übersetzer. Der vom 20. November 1945 bis zum 1. Oktober 1946 in vier Sprachen geführte Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher des NS-Regimes gilt als ein Meilenstein in der Arbeitsweise der Sprachmittler und in der Einbettung unseres Berufsstandes in die Arbeit der Justiz.

Wann und Wo?

Eröffnungsfeier: 5. Mai 2017, 16 Uhr (mit Anmeldung) Ausstellung: 8. Mai - 16. Juni 2017
Werktags 8-19 Uhr
Eintritt frei, Sicherheitskontrollen am Eingang. Ort: Landgericht Frankfurt
Gerichtsstraße 2 (Gebäude B, 1. Stock)
60313 Frankfurt am Main Eine Anfahrtsbeschreibung finden Sie rechts in der Seitenleiste.

Die Geburtsstunde des Simultandolmetschens

In Nürnberg standen kurz nach Kriegsende 24 Angeklagte und ihre Verteidiger den Anklägern der vier Siegermächte gegenüber. Vier Rechtssysteme mussten in Deutsch, Englisch, Französisch und Russisch aufeinander abgestimmt werden, ohne den Prozess durch Übersetzungs- und Dolmetschzeiten zum Stillstand zu bringen: Eine große Herausforderung bestand also darin, schnell und effektiv in vier Sprachen zu kommunizieren.

Das Problem wurde mit Hilfe einer neuen Technologie gelöst, der Dolmetschanlage: Zum ersten Mal benutzten Dolmetscher Mikrofone und Kopfhörer, um „simultan“ zu dolmetschen. Sie sprachen also, noch während sie selbst zuhörten – eine extrem fordernde Aufgabe! Vor diesem Zeitpunkt war hingegen das zeitaufwändigere „konsekutive“ Dolmetschen üblich, bei dem ein Dolmetscher erst dem Sprecher zuhört und dann selbst spricht. Der Nürnberger Prozess gilt daher als die Geburtsstunde des Simultandolmetschens.

Die Übersetzer im Hintergrund

Im Hintergrund arbeiteten 8 Teams von 20–25 Übersetzern mit je einer Sprachkombination. Alle handschriftlichen Übersetzungen wurden erst von Kollegen Korrektur gelesen und dann Schreibkräften mit ihren mechanischen Schreibmaschinen übergeben. Eines der Fotos zeigt auf eindrucksvolle Weise, wie die Übersetzer buchstäblich in Papier baden. Sie kamen mit ihrer Arbeit kaum nach, weil immer wieder Dokumente geändert wurden und dann unter großen Zeitdruck in alle vier Sprachen neu übersetzt werden mussten – damals natürlich ohne jede Hilfe durch Computer Assisted Translation!

Ray D’Addario und seine Fotografien

Der US-amerikanische Militärfotograf Ray D’Addario (1920 – 2011) erhielt 1945 den Auftrag, den Kriegsverbrecherprozess in Nürnberg zu dokumentieren. Die in der BDÜ-Ausstellung gezeigten Fotografien beruhen auf den Aufnahmen D’Addarios.

Er heiratete später die deutsche Dolmetscherin Margarete Borufka, die 1949 nach seiner Entlassung aus dem Militärdienst mit ihm in die USA zog. 1970 besuchte und fotografierte er Nürnberg noch einmal. Der Bildband „Nürnberg Damals - Heute. 100 Bilder zum Nachdenken.“ zeigt dieselben Orte in der zerstörten und wiederaufgebauten Stadt.

Der wichtige Zeitzeuge starb am 13. Februar 2011 im Alter von 90 Jahren.

Dr. Radisoglou im Landgericht Frankfurt

Danksagung

Wir danken dem BDÜ Landesverband Bayern herzlich für den Verleih der im Jahr 2000 auf Initiative von Dr. Theodoros Radisoglou erarbeiteten Fotoausstellung, die ein wichtiges Zeitzeugnis zur Entwicklung und Rolle unseres Berufsstandes der Öffentlichkeit zugänglich macht. Wir danken ebenso dem Stadtarchiv Nürnberg für die Zurverfügungstellung der Archivalien und dem Landgericht Frankfurt für die freundliche Aufnahme im Gerichtsgebäude.

Weitere Informationen finden Sie in der Seitenleiste und auf der Ausstellungsseite des BDÜ LV Bayern.

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